Badminton

Badminton-Magazin 
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Mein Olympia

Kai Schäfer berichtet von seinem persönlichen Olympia-Erlebnis.

Mein Olympia

Heike Drechsler läuft an, sie macht ein paar schnelle Schritte, springt ab und landet bei exakt 6,99 Metern in der Weitersprunggrube. Verrückt! Mit 35 Jahren noch mal Olympiagold für Deutschland! Das ist tatsächlich der erste olympische Moment meines Lebens, an den ich mich noch im Detail erinnern kann. Den Badmintonschläger habe ich noch kein einziges Mal in der Hand gehabt. Ich, kleiner Knirps aus Darmstadt, bin zu diesem Zeitpunkt sieben Jahre alt und spätestens ab den Spielen 2000 in Sydney verfolge ich jede mögliche Olympia-Sekunde vor dem Fernseher. Schon damals merkte man, dass Olympische Spiele einfach das größte und wichtigste Sportevent der Welt sind. 21 Jahre später erlebe ich dieses Gefühl und die immense Bedeutung von Olympia zum ersten Mal hautnah, als ich über 80 verschiedene Teile, darunter Schuhe, Hosen, Shirts, Mützen und einem wirklich verrückten Regen-Poncho, in einem eigens dafür gebauten LKW bei der offiziellen Einkleidung in Köln anprobieren darf. 45 Minuten später ist mir klar: Olympia ist wirklich eine andere Hausnummer und ich kann es kaum mehr erwarten zwei Wochen später in den Flieger nach Tokio zu steigen.

In offizieller Anreise-Kleidung geht es mit dem Auto zum Flughafen. Meine Schwester und Eltern sind extra nach Frankfurt gekommen, um mich zu verabschieden. Doch daraus wird fast nichts. Ich sage nur Freitagnachmittag, Ferienbeginn und dazu hat die deutsche Bahn aufgrund des Hochwassers ihren Betrieb teilweise einstellen müssen. Es ist unglaublich viel Verkehr und Stau. Am Ende brauchen wir über fünf Stunden für die knapp 200 Kilometer. Fast verpassen wir unseren Flieger, müssen am Ende zu unserem Gate rennen und den Mietwagen gibt mein Vater ab. Ein aufregender Auftakt, doch irgendwie geht durch die ganze Hektik auch etwas an Nervosität verloren.

Der 11 Stunden-Flug nach Tokio vergeht schnell und vor Ort müssen nach der Landung erst mal unzählige Stationen abgelaufen werden, bis ich zwei Stunden später tatsächlich meine Akkreditierung in den Händen halte. Dann geht’s endlich ins Olympische Dorf und die Atmosphäre ist wirklich einzigartig. Als Begrüßungsgeschenk erhält jede*r Athlet*in unter anderem ein eigenes Handy und Bluetooth-Kopfhörer. Das Leben im Dorf ist währenddessen geprägt durch einen besonderen Geist und man spürt die Freude der Sportler*innen auf die eigenen Wettkämpfe. Die Badmintonhalle ist fast 50 Minuten entfernt und wirklich riesig, doch leider dürfen keine Zuschauer zu den Wettkämpfen kommen. Es vergeht eine gefühlte Ewigkeit, bis es endlich so weit ist und abends mein erstes Spiel ansteht. ich spüre den ganzen Tag eine Aufregung, wie ich sie noch nie in meinem Leben zuvor gespürt habe, doch sobald ich das Badmintonfeld betrete, ist alles weg und ich kann meinen ersten Olympischen Auftritt wirklich genießen. Leider reicht es trotz guter Leistung nicht für einen Sieg und auch zwei Tage später gehe ich in meinem zweiten Gruppenspiel als Verlierer vom Feld. Dieses Mal bin ich gar nicht zufrieden mit meiner Performance, denn ich hatte mir wenigstens einen Sieg fest vorgenommen. Ziemlich enttäuscht geht es zurück ins Dorf, denn am Ende ging es auch bei Olympia für mich erst mal um das sportliche Ergebnis. Doch die Enttäuschung vergeht relativ schnell und vielleicht hilft dabei auch ein gemeinsames Foto mit meinem Lieblings-Basketballspieler Luka Doncic, den ich beim Essen in der Mensa treffe. 48 Stunden später geht es aufgrund der Corona-Regularien schon wieder auf die Heimreise. Die Olympischen Spiele gehen derweil noch über eine Woche weiter.

Zurück in Deutschland versuche ich mir noch so viele wie möglich der weiterlaufenden Wettkämpfe im TV anzuschauen. Es dauert einige Zeit, bis ich wirklich realisiere, dass man mich an gleicher Stelle vor ein paar Tagen hat Badminton spielen sehen können. Verrückt! Zwar kein Olympiagold, aber so viele Momente im Gepäck, die ich niemals vergessen werde! Team Deutschland hat sich auch noch mal bemüht und für alle Athleten einen Empfang auf dem Frankfurter Römer organisiert mit anschließender Party! Ein würdiger Abschluss einer aufregenden Zeit!

von Kai Schäfer

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Badminton Zeitplan in Tokio (0.16 MB)