Kai kehrt zurück

Interview mit unserem Spieler Kai Schäfer vor dem Saisonstart

Hallo Kai, schön dass Du Zeit hast für ein paar Fragen zu Dir und der kommenden Saison bzw. Zeit.
Dann schießen wir gleich los. Wie kam es dazu, dass du als Deutschlands Nr. 1 im Herreneinzel zu einem Zweitligisten gewechselt bist?

Dafür gab es ehrlicherweise eine Menge Gründe. Grundsätzlich hatte ich in meinem Kopf immer den
Gedanken irgendwann in meiner Karriere zurückkehren. Der Kontakt zu früheren Mitspielern ist
sowieso nie abgebrochen und Klaus Rotter und ich haben tatsächlich nach jeder Saison über eine
mögliche Rückkehr gesprochen. Dieses Jahr hatte ich dann das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt
gekommen ist und ich in Dortelweil eine sportliche Führungsrolle übernehmen kann. Außerdem habe
ich mir die Frage gestellt, welcher Verein mich in den kommenden Jahren am besten unterstützen
kann und da war für mich relativ schnell klar, dass das Dortelweiler Umfeld die beste Lösung für mich
ist.

Was erhoffst du dir von deiner Rückkehr zum Fun-Ball Dortelweil?

Zuerst einmal erhoffe ich mir definitiv noch mal einen neuen Reiz. Ich spiele jetzt seit neun Jahren in
der Badminton-Bundesliga und wollte einfach noch mal eine neue reizvolle Aufgabe annehmen.
Außerdem freue ich mich ungemein darauf wieder viele Freunde von früher zu sehen und mehr Zeit
mit meiner Familie verbringen zu können, die nicht weit von Dortelweil wohnt.

Ich bin sicher, dass du in der Zwischenzeit einige Erfahrungen sammeln konntest. Was kannst du
Neues einbringen? Im Verein und in deiner Mannschaft? 

Bis auf die Olympischen Spiele, bei denen ich hoffentlich im kommenden Sommer dabei sein werde,
habe ich mittlerweile jedes Badminton-Großereignis persönlich erleben dürfen, das heißt ich denke
schon, dass ich viel mehr Erfahrung besitze als noch vor 7 Jahren. Außerdem habe ich in meiner
Karriere mittlerweile gezeigt, dass ich vor allem in Team-Wettbewerben und Mannschaftsspielen
meine beste Leistung abrufen kann.

Was sind deine Ziele für diese Saison?

Wenn man es nüchtern betrachtet gehen wir als der große Aufstiegsfavorit in die kommende Saison.
Unser Anspruch ist also klar, wir wollen der Liga von Anfang an unseren Stempel aufdrücken. Aber ich
glaube, dass es genauso wichtig sein wird, wieder für mehr Begeisterung im Umfeld des Vereins zu
sorgen und beispielsweise viele Zuschauer zu den Heimspielen anzuziehen (soweit das in der
aktuellen Corona-Zeit geht). Ich glaube diese Saison ist die Gelegenheit wieder ein Gefühl zu
entwickeln, zu was dieser Verein in der Lage ist.

Konntest du dich trotz Corona gut auf die Saison vorbereiten? Wie sah das Training am Stützpunkt
in diesen schwierigen Zeiten aus?

Insgesamt hatten wir nur vier Wochen im März/April in denen wir nicht trainieren durften. Seitdem
lief das Training wieder relativ normal. Die einzige Schwierigkeit war, dass durch die Corona
bedingten Turnierabsagen eine gute Trainingssteuerung irgendwann sehr schwierig wurde. Das heißt
man musste sich immer so fit halten, dass es in ein paar Wochen wieder losgehen kann. Deswegen
komme ich jetzt aus der mit Abstand längsten Trainingsphase meiner Karriere und bin froh, wenn
zumindest die Ligaspiele endlich losgehen.

Seit März finden keine internationalen Turniere statt, wie hast du die turnierfreie Zeit genutzt?
Hast du neue Hobbies entdeckt oder eine neue Sprache gelernt?

Ich habe natürlich versucht in der langen Zeit auch neue Dinge auszuprobieren und zu lernen. Als erstes
fällt mir da beispielsweise der Handstand ein, den ich unbedingt mal in meinem Leben können wollte.
Mittlerweile klappt er nach einem halben Jahr Übung auch schon ganz gut. Und dadurch, dass ich im
Sommer jedes Wochenende frei hatte, habe ich auch das Fahrradfahren wiederentdeckt. Ich glaube ich war als Hallensportler noch nie so viel an der frischen Luft wie in diesem Jahr.

Dein nächstes Turnier sollte der Thomas Cup (Team WM) in Dänemark, Aarhus, sein. Was sagst du
zu der erneuten Absage?

Ich finde es sehr schade. Der Thomas Cup ist mein absolutes Lieblingsturnier. Ich kann die Corona Situation in vielen vor allem asiatischen Ländern aktuell nicht einschätzen und natürlich ist es
verständlich, wenn sich Spieler und Offizielle aus Angst vor einer Ansteckung für ihre Gesundheit
entscheiden. Andererseits fand ich das aufgestellte Hygienekonzept des Weltverbandes sehr gut und
sehe in der Absage vor allem einen großen Schaden für unsere Sportart, da es andere Sportarten
schon längst schaffen wieder internationale Wettkämpfe durchzuführen.

Coronabedingt ist es sicher nicht leicht, eine Turnierplanung aufzustellen, aber weißt du schon
welche Turniere danach anstehen?

Eventuell steht trotz der Thomas-Cup Absage im Oktober noch ein Turnier in Dänemark an und
ansonsten hoffen wir Spieler alle, dass die Saarlorlux-Open in Saarbrücken Ende Oktober stattfinden
können. Das sind aber die einzigen beiden Turniere, die dieses Jahr überhaupt noch in Frage
kommen.

Olympia wurde abgesagt und um ein Jahr verlegt. Nehmen wir mal an 2021 finden die
Olympischen Spiele wirklich statt – wirst du dabei sein? Wie ist die Qualifikation?

Ich hoffe sehr, dass ich dabei sein werde. Nach aktuellem Stand wäre ich für Tokio qualifiziert aber
der ursprüngliche Plan des Weltverbandes war ab Januar 2021 die restlichen Qualifikationsturniere
nachzuholen. Inwieweit noch Quali-Turniere wirklich stattfinden können muss man also abwarten
und endgültige Gewissheit habe ich erst im kommenden Sommer.

Letzte Frage: durch deinen Wechsel bist du wieder näher an der Heimat und auch näher an den
Darmstädter Lilien. Wie sehr hat das deine Wechsel-Entscheidung beeinflusst?

Die Nähe zur Heimat und meiner Familie war definitiv ein Faktor bei meiner Entscheidung und ich
hoffe sehr, dass ich auch mal an einem Wochenende die Zeit finde um mir wieder ein Spiel der Lilien
live im Stadion anzuschauen.

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Das Interview mit Kai führte Theresa Wurm